Neumarkt. Die gute wirtschaftliche Entwicklung und extrem niedrige Arbeitslosigkeit waren der Anlass für die französische Nachrichtenagentur AFP eine Videoreportage und ein Interview mit dem Bundestagsabgeordneten Alois Karl zu führen. Die AFP-Deutschlandkorrespondentin Yannick Pasquet war deshalb extra von Berlin nach Neumarkt gekommen. Die Menschen in Frankreich, Spanien, Italien oder Griechenland interessiere es sehr, wie es Deutschland im allgemeinen und gerade die Region Neumarkt geschafft haben, dass es hier so gut wie keine Jugendarbeitslosigkeit gebe. Deshalb habe sie mit Alois Karl einen Interviewpartner gesucht, der als Mitglied des Europaausschusses der Bundestages und auch als ehemaliger Oberbürgermeister kompetent Rede und Antwort stehen könne.
„Schlüssel für das Jobwunder und den wirtschaftlichen Aufschwung ist neben dem Fleiß der Arbeitnehmer und dem Mut der Unternehmer die politische Verlässlichkeit. Das gilt sowohl für Deutschland und insbesondere auch für die Region Neumarkt. In Neumarkt haben wir über Jahrzehnte die Steuersätze nicht erhöht. Gerade deswegen sind bei niedrigen Steuersätzen die tatsächlichen Steuereinnahmen imminent gestiegen. Es ist für die Unternehmer immer interessant dort zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen, wo sie mit stabilen und verlässlichen Rahmenbedingungen rechnen können. Auf Bundesebene wollen wir als CSU in den nächsten vier Jahren keine Steuererhöhungen. Das unterscheidet uns von den Sozialisten in Frankreich, aber auch von SPD, Grünen und Linken, die über höhere Steuersätze auf Dauer die wirtschaftliche Entwicklung abwürgen würden. Unsere Unternehmer müssen sich darauf verlassen können, dass sich ihre Projekte auch rechnen, damit sie hier investieren und Jobs schaffen“, verdeutlichte Alois Karl.
Gerade in Hinblick auf die Frage der Jugendarbeitslosigkeit, die in der Region Neumarkt nahezu abhanden gekommen sei, gebe es eine weiteren Unterschied zu den Ländern, in denen teilweise mehr als die Hälfte der jungen Menschen arbeitslos sind: Die duale Ausbildung. In Deutschland würden die Auszubildenden im Betrieb die Praxis lernen und zugleich in den staatlichen Berufsschulen zusätzlich qualifiziert, so dass sie am Ende mit großen zeitgemäßen praktischen und theoretischen Kenntnissen leicht im normalen Arbeitsleben Tritt fassen könnten. Mittlerweile gebe es sogar Betriebe, die gerne 40 Auszubildende einstellen würden, aber mangels geeigneter Bewerber nur 5 bis 10 Lehrstellen besetzen könnten, berichtete Alois Karl.
Eine weitere Stärke sei die breite Aufstellung der Betriebe nach Branchen, die unsere Region ebenso präge. Aus vielen Kleinstbetrieben sind über die Jahre gute mittelständische Betriebe mit bis zu einigen Hundert Mitarbeitern geworden. Die breite gewerbliche Diversifizierung sorgt für sehr stabile wirtschaftliche Verhältnisse mit stetigen Steuereinnahmen. Immer dann, wenn in einer Branche ein Abschwung einsetze, könnten Lehrstellen und Arbeitsplätze in anderen Bereichen aufgebaut werden. Zugleich würden die Mitarbeiter in diesen wachsenden Unternehmen immer wieder neue Kompetenzen im Betrieb oder über Lehrgänge erwerben, von denen Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen profitierten. Für die Städte und Gemeinden bedeute dieser gute Branchenmix, dass sie relativ verlässliche Einnahmen hätten und ihrerseits stetig in Kindergärten, Schulen und Infrastruktur investieren können.
Für ihn als Abgeordneten sei es wichtig, dass auch auf Bundes-, Landes- und Europaebene die Weichen richtig gestellt werden, wenn es beispielsweise um die Verkehrsanbindung der Region geht oder um die richtigen wirtschaftlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Auf Nachfrage von Yannick Pasquet erklärte Alois Karl, dass er durchaus gute Perspektiven für junge Spanier oder Bewerber aus anderen Krisenstaaten sieht, in der Region Neumarkt eine Ausbildung zu beginnen und sich eine berufliche Existenz aufzubauen. Gute deutsche Sprachkenntnisse seien dabei der Schlüssel zum Erfolg. Daneben müssten auch wir diesen Jugendlichen eine wirkliche Integration ermöglichen. Dabei seien aber nicht nur der Bewerber selbst oder unser Staat gefordert, sondern auch Kirchen, Sportvereine, Feuerwehren oder andere Verbände könnten diese jungen Menschen einbinden und so wirkliche Integrationsarbeit leisten.