Prof. Dr. Claus Schäfer, Dr. Ingrid Schwarz-Aldorf, Dr. Wolfgang Bärtl, MdB Jens Spahn
und MdB Alois Karl stellten sich auch Fragen aus dem Publikum.
Auf Einladung von MdB Alois Karl besuchte der Gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Jens Spahn, MdB, Neumarkt. Im Rahmen des Besuches stellten sich die beiden Bundespolitiker einer öffentlichen Diskussion im Neumarkter Ärztehaus mit Dr. Wolfgang Bärtl (Bayerischer Facharztverband), Prof. Dr. Claus Schäfer (Klinikum Neumarkt), Dr. Ingrid Schwarz-Aldorf.
In seiner Einführung ging der Bundestagsabgeordnete Alois Karl auf den hohen Stellenwert der medizinischen Versorgung ein. Dabei wies es darauf hin, dass es gelungen sei die Defizite bei den Krankenkassen zu beseitigen und das dort mittlerweile sogar Überschüsse erzielt werden. Zugleich sei es gelungen, im Gesundheitsfonds sogar Rücklagen zu bilden.
Jens Spahn überraschte die Zuhörer zunächst mit einer guten Nachricht: Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland wächst jeden Tag um 4 Stunden. Er betonte zudem, dass das Gesundheitswesen nicht nur ein Kostenfaktor ist, sondern zugleich auch der dynamischste Wachstumsbereich auf dem Arbeitsmarkt mit aktuell rund 4,8 Millionen Beschäftigten. Es sei eine hoch innovative Branche, die zu den wichtigsten Zukunftsbereichen gehöre.
2009 sei im Gesundheitsfonds noch ein Defizit von rund 9 Milliarden Euro für 2010/2011 gerechnet worden. Die schwarz-gelbe Koalition habe hier entschlossen angepackt. So habe man kurzfristig von allen Beteiligten im Gesundheitswesen eingefordert, dass die Kosten hier nicht mehr so stark ansteigen würden, wie in der Vergangenheit. Zugleich habe man vom Bund zusätzliche Mittel für den Gesundheitsfonds in Milliardenhöhe bereitgestellt.
In den letzten 2 Jahren habe die Union die Versorgungssicherheit wieder mehr in den Mittelpunkt gestellt. Ein Qualitätsmerkmal sei, dass jeder Deutsche einen Zugang zur medizinischen Versorgung hat. CDU und CSU wollen einen relativ schnellen Zugang zu Innovationen im Arzneimittelbereich für möglichst viele Patienten. Und sie wollen eine qualitativ hochwertige flächendeckende medizinische Versorgung in unserem Land. In allen drei Feldern sieht Spahn Deutschland im internationalen Vergleich sehr gut positioniert. Dennoch werde es eine große Herausforderung sein, diesen hohen Stand zu sichern. Deshalb habe die Koalition bewusst die Rahmenbedingungen für die Niederlassung von Ärzten im ländlichen Raum verbessert. Es müsse sich lohnen, sich im ländlichen Raum niederzulassen. Aber das reiche allein nicht aus. Deshalb habe man die Residenzpflicht abgeschafft und weitere Faktoren der ärztlichen Rahmenbedingungen verbessert. Darüber hinaus setze man bereits beim Medizinstudium an. Hier müssten bei der Studienplatzvergabe auch Erfahrungen im Gesundheitswesen oder die Bereitschaft sich nach dem Studium im ländlichen Raum niederzulassen als zusätzliche Kriterien bei der Studienplatzvergabe berücksichtigt werden.
In der moderierten Diskussion unter Leitung des Medizinjournalisten Hans Glatzl wies dieser darauf hin, dass in fünf Jahren in Deutschland 10.000 Hausärzte und 15.000 Fachärzte fehlen werden, da rund 20 % der Ärzte in den nächsten Jahren altersbedingt aufhören werden.
Dr. Bärtl wies darauf hin, dass 5 Bewerber auf jeden Medizinstudienplatz kommen und dennoch nicht genügend junge Mediziner bereit sind als niedergelassene Ärzte zu praktizieren. Er forderte deshalb feste Preise für ärztliche Leistungen und die schrittweise Herausnahme der Grundversorgungsleistungen aus der Budgetierung.
Prof. Schäfer von Klinikum bestätigte die gute Zusammenarbeit mit der niedergelassenen Ärzteschaft in Neumarkt. Diese sei auch erforderlich, da es in den letzten Jahren gelungen sei, die durchschnittliche Verweildauer auf 4,2 zu senken, damit ein guter Übergang bei der Patientenweitergabe gewährleistet werden kann. Weiter wurden auch die spezialfachärztlichen Versorgungen angesprochen. Jens Spahn sah hier die Möglichkeit, dass bestimmte Leistungen wie Chemotherapien sowohl ambulant als auch stationär erbracht und einheitlich vergütet werden.
Ingrid Schwarz-Aldorf vom Ärztenetz Neumarkt wird darauf hin, dass in ihrem Bereich in den nächsten Jahren 5 von 13 Hausärzten für die Notdienste nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Deshalb sei es wichtig, dass neue junge Ärzte für eine Niederlassung in der Region gewonnen werden können. Jens Spahn griff diesen Ansatz auf und sieht als eine Option die haus- und fachärztliche Grundversorgung bei der Vergütung stärker zu gewichten.
Am Ende der sehr intensiv geführten Diskussion dankte Alois Karl dem Besucher mit einer großen Flasche Bier einer Neumarkter Öko-Brauerei.